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Langstrasse ist kult

Letzte Woche konnte man in der NZZ einen Beitrag lesen, der aufschreckte: Lärmklagen der Langstrasse-Anwohner «Eine stadtzerstörende Sauerei». Lärm an der Langstrasse? An DER Langstrasse?! Was für eine Sauerei! Ist die Langstrasse nicht das Quartier, in welches man sich schon jahrzehntelang zurückzieht, wenn man seine Ruhe haben will?

(Ironie-Modus: aus). Im Ernst: Dieser Artikel lässt aufhorchen: Einige Langstrasse-Anwohner haben sich mit der Bitte an den Stadtrat gewendet, in ihrem Quartier endlich für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Sie müssten hier mit Lärm und Dreck leben, der ein zumutbares Mass überschritten hat. Die Frage ist aber: Was ist ein zumutbares Mass?

Zwar definiert sich eine Stadt nicht über ihr kulturelles Angebot, nicht über ihre flächenmässige Ausdehnung, auch nicht über ihre Anzahl Einwohner. Wohnen in einer Stadt aber über 400’000 Menschen, gehört ein lebendiges, abwechslungsreiches kulturelles Leben einfach dazu. Und das spielt sich nicht nur in Theaterhäusern, Opern, Konzertsällen und in Ausstellungsräumen ab, sondern auch in Gastronomiebetrieben, Bars, Clubs – UND auf der Strasse. Aus diesem Grund haben wir am selben Tag eine Onlinepetition ins Leben gerufen, die zeigen soll, dass Menschen in einer Stadt nicht nur arbeiten und schlafen, sondern sich auch vergnügen wollen. Bis heute haben über 2600 Personen die Gelegenheit genutzt und mit ihrer Unterschrift ihre Solidarität mit der Langstrasse bekundet. Dem Ort, an dem es auch mal überborden soll, was sonst überall in Zürich bereits per stadträtlichem Beschluss und auf Drängen von Quartierbewohnern abgeschafft worden ist. Einigen, die unsere Petition nicht nur unterschrieben haben, sondern in einem Kommentar auch begründen, weshalb ihnen so viel an der Langstrasse liegt, möchten wir hier exemplarisch das Wort erteilen:

Nadia: Zürich soll keine sterile Stadt werden. Das Langstrassen Quartier hat eine Geschichte, die zu Zürich gehört. Das macht Zürich aus… auch für Touristen, Kulturschaffende und Menschen mit allen Hintergründen und Nationalitäten.

Nicolas: Bitte lasst die Langstrasse Langstrasse sein. Es gibt genügend andere ruhigere Quartiere…bzw. leider fast nur noch…Ich habe 13 Jahre da gelebt und als ich ein ruhigeres Umfeld benötigte bin ICH umgezogen..und hab dies nicht von meiner Umgebung erwartet. Bitte, Zürich ist eine Stadt und kein Naherholungsgebiet. Eine Stadt macht doch genau solche Orte aus wie die Langstrasse und alles was darum passiert.

Zarina: Ich unterschreibe, weil ich mich im Langstrassenquartier wohlfühle und gerne dort wohne. Sollte ich jemals das Bedürfniss haben ruihger zu leben, werde ich einfach in einen weniger belebten Stadtteil ziehen. Das möchte ich auch allen anraten, die sich durch die Clubs und Bars gestört fühlen.

Julia: I live in this neighborhood and have to move out because they will build nicer apartments.

Valon: Ich bin in der langstrasse aufgewachsen. Lebe und arbeite sogar noch hier!

Anil: Ich bin im Chreis Cheib aufgewachsen und liebe mein Quartier so wie es ist. Bin hier aufgewachsen und möchte nicht das sich diese schöne, facettenreiche Strasse zu einem langweiligen In- Quartier mit überteuerten Wohnungen wird.

Alexander: Die Langstrasse macht Zürich zur Grossstadt. Weil sie alles andere als normal ist. Und das ist gut so.

Ismar: Ich wohne in der Nähe der Langstrasse und mag sie, wie sie ist.

Mattia: Weil die Bar- und Klubszene ein wichtiger Bestandteil der Zürcher Kultur ist und bleiben muss!!!

Dilan: Ich unterschreibe, weil die Langstrasse zum urbansten Teil der Schweiz gehört, ein Begegnungsort für allerlei Menschen ist und Treffpunkt für Freunde bildet.

Kevin: Ich lebe an der Langstrasse und ich liebe dieses Quartier so wie es ist!

Michael: Ich unterschreibe weil die Langstrasse das beste ist was Zürich hat. Ein Abwechslung zum Leben das sich nur einige leisten können und ein Teil von Zürich wie das Grossmünster und der See. Hier kann die Kunst noch gedeihen. An anderen orten wird sie verscheucht in Bezirke wo Urbanität noch ein Fremdwort ist. Wir brauchen die Langstrasse so wie sie ist.

Anna: lasst zürich nicht zu einem zweiten basel werden!

Bojan: Weil ich seit über 15 Jahren im Kreis 4/5 lebe und es liebe! Zürich ohne die quirlige Langstrasse hätte in etwa soviel Charme wie ein Krankenhaustrakt!

Nathalie: Ich lebe und arbeite im Kreis 4 & 5. Ich bin Stadtmensch und lebe bewusst im Zentrum. Der Lärm stört mich nicht, im Gegenteil! Allen die jetzt in überteuerte Wohnungen im “Hipster” Quartier wohnen wollen und mit der Lärmemission nicht klar kommen, rate ich zum Wohnungstausch!

Melanie: Nunmehr seit 6 Jahren wohne ich im Kreis 4 und liebe es von Tag zu Tag mehr. Gerade wegen seiner Vielfalt, der Kultur und den unzähligen Orten wo man verweilen kann. Hier ist es so untypisch sympathisch unschweizerisch – ein riesiges Freiheitsgefühl!

Yma: Weil ich Geschäftsführerin in einer kleinen Bar im Oberdorf bin und den Wandel vom Dörfli von der Ausgehmeile zum erzwungenen ruhigen Quartier für Wohlhabende beobachtet habe. Alle Gastronomen im Dörfli leiden unter den Lärmklagen der Anwohner und noch mehr unter der Polizei die rigoros jeder Lärmklage nachgeht und uns so das Leben schwer macht, soweit das es eigentlich nicht mehr möglich ist eine Bar mit normalem Lärmpegel in diesem Quartier zu erhalten. Ich möchte nicht das die Langstrasse das selbe Schicksal erleiden muss…

Nicola: Weil ich genau weiss, dass es anstrengend sein kann, in einer Ausgangsmeile zu wohnen und weil ich weiss, dass ich es freiwillig mache. We love Langstrasse!

Melanie: Ich wohne an der brauerstrasse und finde alles sollte so bleiben wie es ist. Es spielt sich kultur ab. Multikulti!

Simon: Weil meine Eltern schon an der Langstrasse assen, tanzten, liebten, und lebten!

Marco: Es langsam Zeit ist, dem paranoiden Kontroll-, Niederwalz-, Sterilisations- und Seelentötungswahn der Stadt Zürich (Weder arm noch sexy!) ein Ende zu setzen!

Tanja: will ich es k4 chind bin! im 4i gebore und ufgwachse, scho da gwohnt han wo die meischte en grosse boge um de chreis cheib gmacht hend.

Ken: Die Stadt braucht Kontrast und nicht noch mehr Monotonie!

Gianluca: Ich untschreibe die Petition, weil die Langstrasse kult ist!

Stefan: Ich unterschreibe die Petition, weil ich 5 Jahre in der Müllerstrasse gewohnt habe und mich nie gestört fühlte durch den Partybetrieb. Und weil ich jetzt noch gerne in die Langstrasse zurückkomme und die Langstrasse mag, wie sie ist.

Thomy: Habe jahrelang in Niederdorf und an der Langstrasse gewohnt und mich nie am Lärm gestört. Nachdem nun das Niederdorf “entlärmt” wurde darf das nicht auch noch an der Langstrasse passieren! Lasst den Leuten ihren Spass und eingefleischte Kreis 4 Bewohner leben die vielfältigkeit dieser Gegend!

Thomas: Ich wohne gleich um die Ecke und die Langstrasse soll von Luxuskomerz und anderen zerstörerischen Massnahmen verschont werden. Diversität für dieses Quartier.

Daniela: Ich lebe im Kreis 4 an der Langstrasse, mit meiner Familie!

Cathrin: Ich lebe im Langstrassen-Quartier und schätze es genau so wie es ist! Wer Ruhe braucht, muss aufs Land ziehen!

Patrick: Bin ebenfalls Anwohner und der Meinung, dass es zahlreiche Gründe gibt, in die Gegend um die Langstrasse zu ziehen – dort eine sterile, ruhige Insel zu suchen hingegen kann auch vor 40 Jahren keiner davon gewesen sein, das ist irgendwie nur lächerlich. Wir brauchen wirklich nicht noch ein weiteres seelenloses Seefeld in Zürich.

Jordan: Lange Strasse Gute Strasse

Nathalie: Als Anwohnerin der Langstrasse fände ich es okay, wenn zwischen Sonntag und Mittwoch Massnahmen für mehr Ruhe ergriffen werden würden. Donnerstag, Freitag und Samstag sind aber die Partynächte schlechthin, und die durchtanzten Nächte gehören zu unserem Quartier. Wer hier wohnt, ist sich dessen bewusst.

Annic: langstrasse gehört zu zürich wie die konfitüre aufs brot

Robert: Ich wohne an der Dienerstrasse und finde das Quartier soll weiterhin Platz für alle haben.

Harald: Ich würd gern wissen, wie viele dieser lärmklagenden “Anwohner” gleichzeitig Liegenschaftenbesitzer sind – und bei der kommenden Seefeldisierung der Langstrasse dann fett profitieren würden ??

Jonas: Begegnungen fördern die gegenseitige Toleranz, mehr Läden, Cafés und Bars. Für ein lebendiges Quartier.

Susann: Zürich will internationale Grossstadt sein, pützelt aber vor zu alles weg, was auch zu einer Grossstadt gehört: Ein bisschen Dreck und Sex, Underground und Subkultur. Auch dadurch bekommt eine Stadt Charakter. Und nicht nur durch verkehrsberuhigte Ruhezonen und In-Viertel mit überteuerten Lofts und Bürohäusern, steril, seelenlos und kalt.

“Sie regt di a, sie hebt di ab, sie wetti di ha, sie hebt die Stadt, was wetsch si gaht, wänn weg bliibsch, schaad, verschteksch di halt und merksch nöd emal: Wänn a de Langschtrass schreie willsch, dänn schreisch, wänn a de Langschtrass, gheie willsch, dänn gheisch, für vieli isch die Schtrass wie e Arznei, will mer was da passiert, dere Schtrass verzeiht.” – Radio 200k – Dune a de Langschtrass

Die Petition in den Medien: 


Jetzt die KULT Online Petition unterschreiben: “Die Langstrasse ist und bleibt Zürichs Kultur- und Ausgangsmeile!” und damit Solidarität bekunden.


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Autor: Pete Stiefel

Pete konnte pfeifen, bevor er der gesprochenen Sprache mächtig war – und an seinem ersten Schultag bereits schreiben. Trotzdem ist er da noch einige Jahre hingegangen. Danach schrieb und fotografierte er fürs Forecast Magazin, für Zürichs erstes Partyfoto-Portal stiefel.li, fürs 20 Minuten, MUSIQ, Q-Times, Party News, WORD Magazine, war Chefredaktor vom Heftli, lancierte das Usgang.ch Onlinemagazin – und er textete für Kilchspergers und von Rohrs Late Night Show Black’N’Blond und Giaccobo/Müller. Er trägt (vermutlich) keine Schuld daran, dass es die meisten dieser Formate mittlerweile nicht mehr gibt.

Irgendwann dazwischen gründete er in einer freien Minute seine eigene Kommunikationsagentur reihe13, die unterdessen seit weit über 13 Jahren besteht. Er ist mittlerweile in seiner zweiten Lebenshälfte, Mitinhaber vom Interior Design Laden Harrison Interiors, schrieb unterdessen Pointen für Giacobbo / Müller, Black 'n' Blond (mit Roman Kilchsperger und Chris von Rohr und irgendwann auf dem Planeten Kult gelandet. Ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein grosser Schritt für Pete.

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